
Hochsensibilität: Ist es nur mir zu laut?
In einer Welt, die oft von Lärm, schnellen Bewegungen und einem ständigen Strom von Informationen geprägt ist, gibt es eine Gruppe von Menschen, die für tiefe Sensibilität gegenüber ihrer Umgebung bekannt ist: hochsensible Personen (HSPs). Hochsensibilität ist eine Herausforderung, bietet aber auch eine einzigartige Linse, durch die die Welt erlebt werden kann.
Was ist Hochsensibilität?
Hochsensibilität, wie von der Psychologin Elaine Aron beschrieben, ist eine angeborene Eigenschaft, die sich durch eine erhöhte Sensibilität für externe Reize auszeichnet. Menschen mit dieser Eigenschaft können tiefe Emotionen erleben, Feinheiten in ihrer Umgebung bemerken und sich leicht von intensiven Reizen wie Lärm, hellem Licht oder starken Gerüchen überwältigt fühlen. Es ist zu beachten, dass Hochsensibilität keine Störung ist, sondern vielmehr eine natürliche Variation in der menschlichen Persönlichkeit.
Die Herausforderungen
Hochsensibilität hat viele schöne Seiten, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Menschen, die hochsensibel sind, können sich in Umgebungen mit vielen Reizen leicht überwältigt fühlen. Sie benötigen möglicherweise mehr Zeit, um sich nach sozialen Interaktionen oder stimulierenden Situationen zu erholen. Diese Sensibilität kann zu Stress, Angst oder sogar Depressionen führen, insbesondere wenn hochsensible Personen nicht wissen, wie sie mit ihrer Sensibilität umgehen sollen.
Die Vorteile
Menschen mit dieser Eigenschaft sind oft empathisch, kreativ und intuitiv. Sie können feine Nuancen bemerken, die anderen möglicherweise entgehen, was es ihnen ermöglicht, tiefe Verbindungen mit Kunst, Musik, Natur und Menschen in ihrer Umgebung herzustellen. Ihre tiefe emotionale Verarbeitung ermöglicht es ihnen, komplexe Situationen zu verstehen und anderen in Zeiten der Not intuitiv Unterstützung zu bieten.


Merkmale
Einige Merkmale für Hochsensibilität
Sinneseindrücke werden stark wahrgenommen
Die Welt erscheint insgesamt intensiver und lebendiger. Geräusche sind lauter, Farben sind heller und Gerüche sind stärker. Feinheiten werden bemerken, die anderen möglicherweise entgehen würden. Zum Beispiel die sich verändernden Nuancen in der Luft vor einem Gewitter oder die feinen Vibrationen eines Musikinstruments.
Die Stimmung anderer Menschen beeinflusst die eigenen Gefühle
Ein besonders entwickeltes, empathisches Vermögen sorgt dafür, dass die Emotionen anderer stark wahrgenommen werden, manchmal stärker als von der jeweiligen Person selbst. Dies bedeutet auch, dass eine Anfälligkeit für die Stimmungen anderer besteht, was dazu führen kann, dass die eigenen Emotionen mit denen der Umgebung verschmelzen.
Dadurch kann es zu einer ungewollten Beeinflussung durch fremde Stimmungen kommen, was zu inneren Spannungen führen kann.
Auf der anderen Seite, macht diese Fähigkeit sehr feinfühlig für das Innenleben anderer Menschen und ermöglicht einen einzigartige tiefe Verbundenheit.
Abgrenzung; ist hier das wichtigste Stichwort!
Bedürfnis, sich in eine reizarme Umgebung zurückzuziehen
Nach Phasen intensiver Reize oder sozialer Interaktion steigt das Bedürfnis, sich in eine ruhige, reizarme Umgebung zurückzuziehen. Dies kann dazu dienen, Überstimulation zu vermeiden und sich selbst aufzuladen. Hier können die eigenen Emotionen, von den “fremden” getrennt werden und wieder ein Gefühl von innerer Ordnung und Ruhe entstehen.
Empfindlicher für Schmerzen als andere
Die Schmerzgrenze kann deutlich niedriger sein und dadurch ist man automatisch empfindlicher für körperliche Beschwerden. Was für andere möglicherweise als kleine Irritation interpretiert wird, kann für hochsensible Menschen eine erhebliche Quelle der Unannehmlichkeit sein.
Körperliche Bedürfnisse beeinflussen die Stimmung und Konzentrationsfähigkeit
Die Sensibilität ist nicht nur nach Aussen verstärkt, sondern oftmals auch nach Innen. Veränderungen der körperlichen Bedürfnisse werden intensiv wahrgenommen, wie zum Beispiel Hunger. Dieser kann die Stimmung merklich beeinflussen und die Konzentration beeinträchtigen, was es schwierig macht, sich in diesem Zustand auf eine andere Aufgabe, als Nahrungsbeschaffung, zu fokussieren.
Auch die feinsten Gerüche werden wahrgenommen
Oft besteht ein feiner Geruchssinn und es können sogar die subtilsten Gerüche wahrgenommen werden. Starke Gerüche können sehr unangenehm sein, oder auch für Überreizung sorgen.
Wohingegen bereits sehr sanfte und feine Gerüche für einen positiven Effekt sorgen können.
Das ist keine abschliessende Liste aller Merkmale, soll aber als Anhaltspunkt zur eigenen Reflexion dienen.
Sich seiner Sensibilität bewusst zu werden, hilft mit den Herausforderungen zurechtzukommen und die schönen Seiten geniessen zu können.

Die Annahme der Paradoxie
Hochsensibilität ist also ein wundersames Paradox: Sie bringt sowohl Herausforderungen als auch Vorteile mit sich. Es ist hilfreich, sich seinen eigenen Bedürfnissen und Grenzen bewusst zu sein und gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln, um mit Überstimulation umzugehen. Dazu können das Schaffen beruhigender Routinen, das Aufsuchen ruhiger Umgebungen und das Festlegen klarer Grenzen gehören.
Gleichzeitig ist es wesentlich, dass die Gesellschaft Hochsensibilität als legitime menschliche Variation anerkennt und schätzt. Indem Raum für Vielfalt in der Persönlichkeit geschaffen und Empathie und Verständnis gefördert werden, können wir eine Welt schaffen, in der alle Personen sich voll entfalten können.
Fühlst du dich hochsensibel? Du bist nicht allein!
Um dir einen ersten Eindruck zu verschaffen, darfst du gerne meinen kostenlosen HSP-Fragebogen nutzen.
Es kann auch hilfreich sein, professionelle Unterstützung zu suchen, um dir zu helfen, deine Hochsensibilität zu verstehen und sie anzunehmen.